Darmstadts Forschungseinrichtungen zählen zu den fortschrittlichsten Europas - aber auch zu den sensibelsten. Der Grund? In den Laboren und Versuchsanlagen der TU Darmstadt und des GSI werden täglich Experimente mit radioaktiven Materialien und gefährlichen Chemikalien durchgeführt.
Insbesondere das GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung in Darmstadt-Wixhausen arbeitet mit radioaktiven Materialien. Es betreibt Grundlagenforschung und verfügt über eine Beschleunigeranlage für Ionenstrahlen.
Hier wurden beispielsweise die chemischen Elemente Bohrium, Hassium, Meitnerium, Darmstadtium, Röntgenium und Copernicium entdeckt. Auch an der TU Darmstadt gibt es Forschung mit radioaktiven Materialien, allerdings in deutlich kleinerem Umfang und unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen.
Dies geschieht zum Beispiel im Institut für Kernphysik.
Beide Einrichtungen unterliegen strengen Kontrollen durch das Regierungspräsidium und müssen alle relevanten Strahlenschutzverordnungen einhalten. Der Umgang mit radioaktiven Materialien ist dabei genau dokumentiert und wird von Strahlenschutzbeauftragten überwacht.
Eine Brandwache für Darmstadt steht dabei vor außergewöhnlichen Herausforderungen, die weit über die klassische Brandbekämpfung hinausgehen. Wie hierfür ein komplexes Sicherheitssystem aussehen sollte, beleuchten wir in den nächsten Abschnitten.
Mehrschichtiges Sicherheitskonzept
Die Grundlage für das mehrschichtige Sicherheitskonzepts in Darmstadts Forschungseinrichtungen muss das Prinzip der sich ergänzenden Schutzbarrieren sein. Der Fokus ist hier die permanente elektronische Überwachung durch vernetzte Sensoren, die Rauch, Hitze und gefährliche Gase erkennen können.
Diese Systeme sind mit der Gebäudetechnik verbunden und können bei Gefahr automatisch erste Schutzmaßnahmen auslösen.
Des Weiteren müssen schwere Brandschutztüren betroffene Bereiche abschotten, während gleichzeitig maßgeschneiderte Löschsysteme aktiviert werden können. Abhängig vom jeweiligen Bereich kommen dabei Wasser, Schaum oder Inertgas zum Einsatz.
Weitere Schritte können durch die rund um die Uhr besetzte Sicherheitsleitstelle koordiniert werden. Diese kann dann auch die entsprechenden Einsatzkräfte alarmieren.
Mithilfe dieser unterschiedlich miteinander verzahnten Sicherheitsebenen kann selbst beim Ausfall einzelner Komponenten der Schutz von Menschen und
Forschungsanlagen jederzeit sichergestellt werden.
Besondere Anforderungen durch radioaktive Materialien
Wie zu Beginn dieses Artikels bereits erwähnt, wird auch mit radioaktiven Materialien an manchen Forschungsinstituten in Darmstadt gearbeitet.
Das erfordert außergewöhnliche Sicherheitsmaßnahmen. Hierfür benötigt es speziell geschulte Strahlenschutzexperten, die kontinuierlich die Strahlenbelastung überwachen und eng mit den Einsatzkräften zusammenarbeiten müssen.
So muss etwa im Brandfall nicht nur das Feuer bekämpft werden, sondern auch eine Ausbreitung radioaktiver Partikel verhindert werden.
Für ein Feuer dieser Art existieren spezielle Löschwasserauffangsysteme, die eine Kontamination des Grundwassers ausschließen. Hierbei müssen die Einsatzkräfte Spezialschutzanzüge tragen und nach dem Einsatz durch eine Dekontaminationsschleuse gehen.
Was ist besonders wichtig in einem solchen Fall? Es ist die ständige Kommunikation mit dem Strahlenschutzbeauftragten, der die Strahlenbelastung misst und Grenzwerte überwacht.
Chemikalienlagerung und -handling
Auch die sichere Lagerung und Handhabung von Chemikalien in Darmstadts Forschungseinrichtungen muss strengen Sicherheitsprotokollen folgen. Hierzu gehört besonders die räumlich getrennte Lagerung von Stoffen, die bei Kontakt gefährlich reagieren könnten.
Zum Einsatz sollten hierbei auch moderne Gefahrstoffdetektoren kommen. Diese überwachen permanent die Luftqualität und schlagen bei kritischen Gaskonzentrationen sofort Alarm.
Die Löschkonzepte müssen zudem auf die verschiedenen Chemikalienklassen abgestimmt sein. Wo Wasser die Situation verschlimmern würde, kommen Speziallöschmittel zum Einsatz.
Damit der Lagerort und die Menge jeder einzelnen Chemikalie dokumentiert werden kann, kommt ein digitales Havarie-Management-System zum Einsatz. Der Grund? Diese Echtzeitinformation ist im Notfall für die Einsatzkräfte überlebenswichtig.
Personenschutz und Evakuierung
Beim Personenschutz und der Evakuierung müssen elektronische Zutrittskontrollsysteme permanent erfassen, wie viele Menschen sich in welchen Bereichen aufhalten. Diese Information ist im Ernstfall für die Rettungskräfte essentiell, damit sicher geräumt werden kann.
Leuchtende Bodenmarkierungen können auch bei Rauchentwicklung den Weg zu den nächstgelegenen Notausgängen weisen.
Außerdem sollte an strategischen Punkten Schutzausrüstung bereitstehen - von Atemmasken bis hin zu Schutzbrillen. Die Notfallsammelplätze sollten windgeschützt und weit genug von den Gebäuden entfernt liegen.
Mithilfe von regelmäßigen Übungen muss zudem sichergestellt werden, dass jeder Mitarbeitende die Abläufe verinnerlicht hat.
Behördliche Zusammenarbeit und Kommunikation
Im besten Fall sollte die behördliche Zusammenarbeit im Brandschutz der Darmstädter Forschungseinrichtungen einem gut geölten Räderwerk gleichen. Hierfür sollte auch die Berufsfeuerwehr Darmstadt durch regelmäßige Begehungen jedes Labor und jeden Fluchtweg kennen.
Auch muss das Regierungspräsidium die Sicherheitskonzepte prüfen und besonders sensible Forschungsvorhaben genehmigen. Im Ernstfall muss ein ausgefeilter Alarmierungsplan greifen, der vom kleinen Zwischenfall bis zur Großschadenslage alle Szenarien abdeckt.
Hierbei muss auch der Katastrophenschutz eng eingebunden werden und kann binnen Minuten zusätzliche Kräfte mobilisieren. Zum Schutz der Anwohner sollte zudem eine professionelle Krisenkommunikation und Medien transparent über mögliche Gefahren informieren.
Auch hier ist es wieder besonders wichtig, wenn alle Beteiligten regelmäßig gemeinsame Übungen abhalten, um Abläufe zu verfeinern und die Zusammenarbeit verschiedener Organisationen zu optimieren.